Australien: Wir mit 4,6 Mio. Aussies in Sydney

Es ist Sonntagnachmittag

Wir haben den Nationalpark nördlich von Sydney hinter uns gelassen und steuern geradewegs auf die größte Stadt Australiens zu. Über den Haupt-Highway geht es Richtung Stadtzentrum. Brücke oder Tunnel sind die Optionen; wir entscheiden uns für Brücke und bekommen einen ersten kleinen Ausblick auf die Stadt. Es ist seit Quito die erste Großstadt, die wir ansteuern (in Lima waren wir ja nicht wirklich).

Das Hostel ist schnell gefunden und mit Hilfe der Leute an der Rezeption auch ein Parkplatz, der bis 09:00 Uhr am nächsten Morgen umsonst und nur ein paar Blocks weiter ist. Die Mietwagen Station in Sydney hat am Sonntag nämlich leider schon um 13:00 Uhr geschlossen. Also hängen wir erst mal entspannt im Hostel auf der Dachterrasse ab. Heute Abend gibt es dort für 2$ Burger – das ist schon mal gekauft. Ein Bier dazu wäre ganz gut. Die Liquor Stores hier heißen Bottle Shops und es gibt in und um unseren Block tatsächlich nur einen einzigen! Der hat seine Monopolstellung auch mal direkt ausgenutzt – 6 Flaschen Bier haben uns ca. 18€ gekostet; also genießen. Die Burger waren super, viele nette Leute aus aller Welt ebenfalls auf der Dachterrasse und so sind wir mit einer noch gekauften Flasche Wein (deutlich günstiger als Bier) mit den anderen etwas versackt um dann gegen 0:00 Uhr in der 24h Bar noch das Frankreich-Irland Spiel zu gucken. Dann aber ins Bett – das Auto musste ja am kommenden Morgen um 09:00 Uhr weggefahren werden 🙂

2,5 Tage Zeit und so viele Optionen

Also erst mal sammeln und filtern: Flyer vom Hostel, Ideen, die wir eh schon hatten und nochmal schnell bei Tripadvisor unter „Top 10 things to do in Sydney“ reingeschaut.
Plan Tag 1: Auto wegbringen, dann rüber laufen zum Treffpunkt der Free Walking Tour, die 2,5 Stunden geht, Friseur für Daniel finden und die gesamte Innenstadt zu Fuss erkunden, essen.
Plan Tag 2: Bus zum Bondi Beach, dann Fähre nach Manly, Chinatown angucken, was zu essen suchen und waschen.
Plan Tag 3: Frühstück und ab zum Flughafen

Erst mal Auto loswerden

Die Nacht war nicht soo lang, aber das Aufstehen hat trotzdem gut funktioniert. Das Auto ist abgegeben und wir sind pünktlich um 10:30 Uhr am Treffpunkt der Free Walking Tour. Es ist sogar noch Zeit für ein kurzes Frühstück wobei wir von sehr gierigen Möwen belagert werden. Die sind hier dreister als bei uns die Tauben.

Die Menschentraube für die Tour wird immer größer und es wird ein zweiter Guide angerufen. Alles schnell geregelt und wir laufen mit ca. 25 anderen Leuten hinter einem Mädel her, die aus Sydney kommt und den Job schon seit 7 Jahren macht. Sie hat voll Bock, erzählt viele Sachen zur Geschichte, Architektur, Shopping und gibt jede Menge Tipps für Bars/Restaurants und Aktivitäten. Gut gemacht und lustig, sodass auch der Nieselregen zwischendurch nicht stört. Zum Beispiel erfahren wir, dass das ursprünglich als Krankenhaus gedachte Gebäude mit Rum bezahlt wurde und danach nie als solches genutzt wurde oder, dass Sydney permanent im Wettbewerb mit Melbourne steht, wer die kulturell attraktivere Stadt ist oder einfach, wer gerade hipper ist. Wir laufen quer durch die City und enden nach gut 2,5 Stunden in der Hafenecke nah der Oper. Heute ist es sehr bewölkt und morgen soll das Wetter deutlich besser werden. Trotzdem beschließen wir, schon mal zur Oper zu gehen und ein paar Fotos zu machen – sicherheitshalber. Danach laufen wir die nächsten 3 Stunden durch die Stadt in all die Nebenstraßen, die wir noch nicht gesehen haben. Was wir sehen, gefällt uns, aber irgendwie war Brisbane relaxter – vielleicht liegt es auch an der Sonne, die wir im Norden hatten.

Die nächste Aufgabe ist es, einen Friseur für Daniel zu finden, der halbwegs günstig und gleichzeitig vertrauenserweckend ist. In einer scheinbar nur von Asiaten betriebenen Mall werden wir beim vierten Friseur fündig – nachdem die kleine Asiatin mehrfach fragend „Mäschinn“ gerufen hat, haben wir’s auch gecheckt – sie meint „maschine“ und somit eine elektrische Schneidemaschine. Schneiden mit Schere kostet extra. Wir nicken und los geht’s. Jeder deutsche Friseur hätte wahrscheinlich geweint, aber es hat den Zweck erfüllt:

Da der Regen stärker geworden ist, gehen wir noch mal ins QVB = Queen Victoria Building, in dem wir schon kurz auf der Tour heute Vormittag waren. Das Design innen ist super schön und es gibt auf 2 Etagen viele schicke Geschäfte und diverse Essensoptionen. Wir sind aber nur zum Window-Shopping und für ein paar Fotos hier. Draußen vor dem Gebäude gibt es eine Statue von Queen Victoria und ihrem Hund – dieser kann sogar „sprechen“ und somit per Lautsprecher Touristen etwas von seinem Leben erzählen. Wer’s mag.

Seit 7 Stunden laufen wir jetzt durch die Stadt

und sind langsam etwas platt. Also beschließen wir, wieder zum Hostel zu gehen. Außerdem kommt auch der Hunger durch. Das Viertel um unser Hostel, Surry Hills, wurde uns aufgrund seiner vielen Bars und Restaurants empfohlen. Eine knappe Stunde später sitzen wir in einem kleinen Laden mit einem Cocktail und einem Bier (is grad HappyHour) und warten auf unser Essen. Es ist ein ganz normales Restaurant und trotzdem recht teuer; hier noch mal inklusive einem kleinen Sydney-Aufschlag. Die zwei Getränke, eine kleine Pizza und ein Salat kosten uns knapp 50€. Morgen gibt’s irgendwas Günstigeres. Wir sind zufrieden mit unserem ersten Tag in Sydney und fallen ins Bett.

Wo ist denn jetzt diese Bushaltestelle?

Wir haben es früh genug aus dem Bett geschafft um vor dem Zug noch schnell im Supermarkt um die Ecke 3 Brezeln,1 Muffin und Wasser zu kaufen – auch diese „günstige“ Version kostet hier mehr als in Deutschland am Bahnhof. Macht dann auch Sinn, dass hier kaum Langzeit-Backpacker sind – die Lebenskosten sind einfach zu hoch.
Der super moderne Zug hat uns schnell zum Busbahnhof gebracht und wir suchen jetzt die etwas versteckte Plattform für die Linie 130, die raus zum berühmten Bondi Beach fährt. Berühmt ist dieser „nur“, weil es einfach ein schöner Strand ist, perfekt zum Surfen und weil einfach jeder hinfährt 🙂
Der Wetterbericht hat Recht behalten und wir steigen 40 Minuten später bei 11 Grad und strahlendem Sonnenschein aus dem Bus. Der Strand ist eine große Bucht und wirklich sehr schön für einen Stadtstrand. Viele Cafés und Restaurants säumen die Bucht in einigem Abstand zum Sand. Trotz der Kälte sind einige Surfer auf dem Wasser, darunter auch ein paar, die es richtig können. Wir schauen begeistert zu während wir an der Brandung entlang laufen. Eine mutige Alt-Herren-Schwimmgruppe entdecken wir auch in den Wellen – ohne Neo – Respekt! Eine Stunde ca. laufen wir in der Bucht umher und setzen uns danach entspannt in eines der Cafés, die natürlich alle W-Lan haben. Ich muss noch einen Dirty-Chai-Latte (Chai-Tee mit einem Espresso drin) trinken – eine geniale Erfindung. Danach nehmen wir den nächsten Bus zurück in die Innenstadt und zum Hafen.

Meeting the Kardashians

Es gibt viele Fährenrouten zur Auswahl und wir entscheiden uns für die direkte Fähre nach Manly im Nordosten von der Innenstadt. Erstens, weil der Weg keine weiteren Stopps mehr hat und weil die Fähre direkt an der Oper vorbeifährt –primär erhoffen wir uns noch ein paar gute Fotospots. Auch wenn Nebensaison ist, ist die Fähre gut mit Touristen aus aller Welt gefüllt. Unter anderem auch mit drei ca. 17 jährigen Grazien, die offensichtlich alle die Kardashians als Vorbild haben – 2 etwas pummelig, 1 schlank, (zu) enge Jeans, die bis in die Taille reichen, leicht dunkle Haut, lange schwarze Haare, lange dunkelrote Fingernägel und je mindestens ein Kilo Schminke im Gesicht – so stehen sie die komplette 30-minütige Fahrt am vordersten Ende der Reling und geben alles für das perfekte Selfie für Facebook. Auch auf den Bildern aller anderen Passagiere sind sie nun vermutlich festgehalten, da die drei Mädels direkt im Blickfeld des Stadtpanoramas stehen, das jeder fotografiert. Da wir die erhofften Schnappschüsse auf die Oper und die Stadt schnell bekommen haben, genießen wir die Aussicht und das Bootfahren an sich – auf dem Wasser zu sein ist einfach herrlich.

In Manly angekommen lesen wir erst mal die verschiedenen Optionen für Wanderungen und Spaziergänge und entscheiden uns für einen ca. 1-stündigen Weg am Wasser entlang. Direkt am Hafen sehen wir auch einen Aldi (Süd) – da müssen wir auch noch mal schnell durchschlüren. Sieht genau aus wie bei uns nur mit an Australien angepassten Produkten und nach unserem Eindruck weniger Markenartikeln im Sortiment als in Deutschland. Aber gut, wir sind ja hier um uns dieses Viertel von Sydney anzugucken – also wieder nach draußen. Die Wintersonne gibt alles und so bleiben wir zwischendurch lange auf einer Bank am Wasser sitzen, schließen die Augen und entspannen einfach. Wir sind auch ein wenig weggenickt wie wir merken als wir durch lautes Vogelgezwitscher wieder wach werden. Es klingt allerdings anders als die Möwen, die man sonst überall hier sieht. Wir suchen den Himmel und die Bäume mit den Augen ab – in der Ferne sehe ich einen weißen Vogel, der aussieht, wie ein Kakadu – aber, das kann ja nicht sein, sage ich zu Daniel. Wir gehen erst mal weiter bis ein paar Minuten später ein ganzer Schwarm der laut krächzenden, weißen Vögel direkt über und vor uns fliegt – es sind tatsächlich Kakadus – in freier Wildbahn. Hammer. Und es wird noch besser: eines der Tiere fliegt auf einen Balkon des Hauses gegenüber im 1. Stock. Drinnen sehen wir eine Frau staubsaugen. Sie sieht den Kakadu, verschwindet aus unserem Sichtfeld und kommt ein paar Sekunden später wieder mit etwas in der Hand. Die Balkontür geht auf und wir sehen, wie sie den Kakadu mit einem Stück Brot füttert! 30 Sekunden später hat das auch der Rest der Meute verstanden und es sitzen 7 weiße Kakadus nebeneinander auf dem Balkon und knuspern Brot!

Wie geil – wir stehen einfach nur und beobachten. Irgendwann können wir uns losreißen, gehen noch ein Stück weiter und drehen dann den Bogen zurück zum Hafen um die nächste Fähre zurück zu nehmen. Ein schöner Ausflug.

Wie schmeckt eigentlich Känguru?

Wir bleiben unserer „Wie schmeckt eigentlich…?“ Rubrik treu und haben uns vorgenommen, in Australien einmal Känguru zu testen. Aber nicht so klassisch in nem Restaurant und zu nem horrenden Preis. Nein. Das Mädel von der Free Walking Tour hatte die ultimative Info. Es gibt in ganz Sydney einen einzigen Kebab-Laden, der diese auch mit Känguru macht! Sofortige Begeisterung auf unserer Seite – den wollen wir testen. Einzig tricky: sie wusste nicht genau, wo der Laden ist. „Irgendwo kurz vor Chinatown, grob bei der George-Street“ war die Ortsangabe. Challenge accepted – systematisch haben wir die Straßen abgeklappert und einmal kurz den Kopf in jeden Kebab-Laden auf dem Weg gesteckt (gar nicht so wenige übrigens) und: Volltreffer! Nach nur knapp 30 Minuten haben wir ihn gefunden. Wie das aussieht, ist hier zu sehen:

Und wie schmeckt das jetzt? Mmh, gut, Richtung Rind, aber etwas zäher, also mehr kauen. Zufrieden mit unserem guten und günstigen Essen sind wir zurück zum Hostel, denn heute müssen wir definitiv noch waschen. Für je 5$ kann man die Waschmaschine und den Trockner nutzen. Waschen dauert 45 Minuten, Trocken auch. Gutes Timing, niemand anderes ist gerade dort. Packen müssen wir heute Abend auch wieder. So, dass in den Tagesrucksäcken auch keine Sachen sind, die nicht ins Handgepäck in den Flieger dürfen. Wir sind sehr geübt mittlerweile – die Pack-Action dauert meist nicht länger als 10-15 Minuten.

Bye bye Austalien

Unser Flieger nach Singapur geht mittags, daher müssen wir gegen 09:00 Uhr los zum Flughafen. Noch ein Supermarkt-Frühstück für die Zugfahrt gekauft und wir machen es uns im Zug gemütlich. Die 20 Minuten Fahrt vergehen schnell. Am Flughafen angekommen beginnt das mittlerweile zur Routine gewordene Programm: Gepäck abgeben, W-LAN checken, das letzte Geld des jeweiligen Landeswährung in Essen umwandeln, Security und wenn ausreichend Zeit, am Gate entweder Fotos auf dem Laptop sortieren, klein machen oder schon mal den nächsten Bericht anfangen zu schreiben. Und: nochmal über das Land sprechen, das wir verlassen – war es so, wie erwartet; was hat uns gefallen und was nicht. Unser Fazit zu der Ostküste Australiens: ein entspanntes Land zum Reisen, super schöne Strände und Natur generell, aber eben auch nicht so günstig und das Essen ist oft recht fast food lastig. Wir sind gespannt, was uns in Singapur erwartet.

Alle Fotos von unserer Tour durch Sydney findet ihr hier: Alle Fotos von unserer Zeit in Sydney