Quer über Neuseelands Nordinsel

Raus aus Auckland, erkunden wir die nächsten 8 Tage die Nordinsel von Neuseeland.

Bay of Islands

Die zahlreichen Bemerkungen von unseren Reisebekanntschaften, wie schön doch vor allem das Land außerhalb der großen Städte sei, erhöhte die Vorfreude deutlich. Den Hinweis, das Land auf jedem Fall im Camper-Bus zu erkunden, ignorierten wir jedoch erfreulicher Weise (der neuseeländische Winter war uns dann doch nicht ganz geheuer).
Also dann, Auto mieten und los. Hier entschieden wir uns gegen die etablierten Avis, Hertz etc. und für einen lokalen Anbieter. Eine insgesamt gute und günstige Wahl.
Ein Ford Focus, fast wie bei Vatern Zuhause, nur ohne Schaltung und irgendwie war das Lenkrad auch auf der falschen Seite….Die Herausforderung auf der „falschen“ Seite zur fahren, war dann aber doch nicht so groß, sind halt sehr entspannt die Neuseeländer. Die größte Überwindung: links herum in einen Kreisverkehr zu fahren 🙂

Paihia – Was geht?

Von Auckland rund 4h Fahrt nach Norden und wir waren in Paihia direkt an der Bay of Islands. Im Sommer sicherlich ein Paradies am Wasser, in dem man einiges an Aktivitäten unternehmen kann. Im Neuseeland-Winter hingegen hatten wir etwas Schwierigkeiten uns zu beschäftigen. Im Tourismusbüro hieß es nur: „Sorry, die Fähre nach Russel fährt heute leider nicht wegen schlechtem Wetter. Habt echt Pech, das passiert eigentlich nur 4mal im Jahr.“ Es versteht sich von selbst, dass somit auch Wal- und Delfin-Watching als Programmpunkt entfallen ist 🙂 Das wäre auf jeden Fall die Tour gewesen

Egal. Haben wir halt die Autofähre genommen. Waren eh nur 10 Minuten Überfahrt und schon waren wir am ältesten Gasthaus mit Alkohol Lizenz Neuseelands, dem Duke of Marlborough. Direkt an der Wasserfront gelegen konnten wir vor dem wohl verdienten Craft-Bier noch den Strand erkunden und einige Seesterne finden.

Wir sind mal davon ausgegangen, dass man sich hier im Sommer nicht frei einen Tisch im Duke aussuchen kann….na für irgendwas musste das Wetter ja gut sein.

Warum leuchtet der Glühwurm

Ein definitiv cooler Stopp auf dem Weg zurück von der Bay of Islands in die Mitte der Nordinsel waren dann aber die Kawiti Caves. Rund 30 Minuten wurde man durch dunkle Höhlen geführt. Highlight im wahrsten Sinne waren hier die Millionen kleiner Glühwürmchen. Diese hingen überall an den Höhlendecken und leuchteten in unterschiedlich intensiven Grüntönen:
Hell – Glühwurm hat Hunger
Je schwacher das Licht -desto satter der Glühwurm
Vom jeweiligen Wurm hängen kleine Fäden herunter. Mit diesen versucht er die durch das Licht angelockten Insekten zu fangen. Gar nicht dumm die kleinen Tierchen und allein die Lichttechnik durchaus bemerkenswert.
Einziges Manko: Die Tierchen lassen sich natürlich so nicht fotografieren. Bleibt also alles bei uns im schwarzen Fotoalbum (also im Kopf).

Taupo Lake – Unsere Highlights

Unsere nächste Autoetappe war mit rund 7h und etwa 500km recht ordentlich. Das Ziel: Lake Taupo – mit 40 km Länge, 28 km Breite und einem Umfang von rund 200km der größte des Landes. Beinahe schon ein kleines Meer, was seine maximale Tiefe von 160m auch noch unterstreicht. Klar natürlich, dass wir hier zumindest eine Bootstour machen mussten.

Barbary Sail- aber was ist ein Schoko Fisch?

Mit Barbary Sail und einem rund 100 Jahre alten Segelschiff, der Barbary, ging es auf den See. Auch bei rauem Wetter mit Winterponchos ein absolut cooles Erlebnis. Der Eigner des Schiffs hatte vor einiger Zeit den Kahn rund erneuert und bei dieser Gelegenheit direkt den Dieselmotor durch einen Elektromotor ausgetauscht. So war auch bei Flaute immer entspannte Stille an Bord. Gar nicht auszudenken, wie die Atmosphäre mit der eigenen Flasche Wein hier im Sommer sein könnte…

Ziel der Tour waren Maori Rock Carvings, die mit rund 30 Jahren noch nicht wirklich als historisch anzusehen sind, das hat dann aber auch nicht wirklich jemanden gestört. Der Weg ist das Ziel. Die Maori sind sozusagen die Inka von Neuseeland, also die Ureinwohner/einheimische Bevölkerung, die schon hier war, bevor die Europäer kamen.

Als Verpflegung auf dem Schiff wurden uns vorab Heißgetränke und Schoko-Fisch versprochen. „Schoko-Fisch??? Was ist denn das?“ Antwort vom Kapitän: „Kennt Ihr nicht? Dann wollt Ihr auf jeden Fall einen“.
Hmmm, hörte sich eher an wie „Stress-Schnaps“ in Düsseldorf oder irgendeine andere Mutprobe. Was wir dann bekamen war echt geil: Pinker Marshmallow in Fischform mit Schokolade überzogen zum Tunken in den Kakao. Hätten ja gerne noch ein Foto gemacht, aber da war der Mund schneller….

Huka Falls

Absolutes touristisches for free Highlight in der Nähe von Taupo sind die 11m tiefen Huka Falls. Sie sind eine Kaskade von Wasserfällen des Waikato River unweit seines Ursprungs im Lake Taupo und waren somit für uns mit dem Auto schnell erreichbar.

Ob man in dieser schönen Landschaft natürlich mit dem Schnellboot bis unter den Wasserfall ballern muss…..na ja, die Antwort lassen wir mal offen.

Craters of the moon

Sicherlich auch etwas, das man nicht überall zu sehen bekommt. Durch geothermische Aktivitäten im Boden wirkt die Landschaft hier wie eine Mondlandschaft. Blubbernde Schlammlöcher und Nebel in der Luft, zudem der latente Geruch von Schwefel. Auch wenn dies keine offizielle „Herr-der-Ringe-Drehlocation“ ist, erahnen kann man schon hier, warum Neuseelands Natur für die Filme gewählt wurde.

Die klassischen Herr-der-Ringe-Drehorte haben wir uns geschenkt – es gibt mehrere Orte, an denen die Kulissen in Form von Gebäuden stehen gelassen wurden und diese nach diversen Eintritts-Geldern besichtigt werden können. Da wir die Filme nicht mal alle gesehen haben, dachten wir, das ist Perlen vor die Säue.

Tandem Skydiving – Yippie-ya-yeh!

Neuseeland auf dem Landweg und vom Wasser aus erkundet. Bleibt also noch die Luft. Was Judith schon immer machen wollte, war hier sogar zu moderaten Preisen möglich: Ein Tandem Sprung. Start und Landung haben wir dann mal im Foto festgehalten.

Ich muss hier Daniels Beitrag noch um ein paar persönliche Eindrücke ergänzen: Ist das geil – 60 Sekunden freier Fall aus 15.000 Fuss (müssten ca- 4.600m sein) – krasse Aussicht über den blauen See, die grüne Umgebung und die schneebedeckten Berge in der Ferne – kurze Schnapp-Atmung beim Drangewöhnen in den ersten Sekunden – Schirm aufgespannt und gechillt gelernt wie man lenkt – keine Ahnung, wie viele Minuten es in Summe sind vom Sprung bis zur Landung, aber jeden cent wert. Sofort wieder!

Und wer Bock hat, guckt sich das Video dazu an:
SkyDiving Video Judith

Eines der Top Highlights in dieser Region der Nordinsel ist das Tongariro Crossing – eine Wanderung über knapp 20km durch Vulkanberge und vorbei an wunderschönen Bergseen zu schaffen in 1 Tag. Laut website wird die Tour auch im Winter angeboten, bei Schnee nur mit Guide, sonst auch alleine. Als wir in Tauppo ankamen, war im Internet zu lesen, dass aktuell wegen der schlechten Wetterlage (Regen, Gewitter,…) kein Zugang zu der Route ist. 3 Tage lang haben wir jeden Morgen angerufen: Tag 1 + 2 weiterhin kein Zugang wegen Regen etc und am 3. Tag sogar wegen Blizzard-Warnungen. Sehr schade, aber so ist eben der Tandem-Sprung entstanden (3 Stunden Sonne ohne Regen an dem einen Nachmittag optimal genutzt 🙂 ).

Raglan – Beach

Und wieder raus aus der Taupo Region weiter nach: Raglan, ein kleiner 3.000 Seelenort an der Westküste der Nordinsel war das nächste Ziel. Unser erster Eindruck: Hier kann sicherlich jeder der 3.000 Einwohner surfen: unzählige Surf-Shops, gechillte Cafés und diverse große und kleine Buchten mit Stränden. Der Ort selbst war sehr auf Tourismus ausgelegt, allerdings ist auch hier die Wintersaison extrem zu erkennen (geringere Öffnungszeiten, Restaurants und Touranbieter teilweise in Winterpause). Erstes Highlight war jedoch nicht direkt der Sandstrand, sondern unsere Unterkunft. Kleine umfunktionierte alte Eisenbahnwagen als 2er, 6er oder 12er Zimmer auf nem Camping-Platz. Dazu Gemeinschaftsbäder und -küche und das alles auf einer Anhöhe mit Blick auf die Bucht. Eigener Anbau von Gemüse und Yogastunden verfügbar. Schon alles heftig auf der „Ich-bin-eine-Kommune-aber-halt-im-21.Jahrhundert“ Schiene. Die Lage ist aber tatsächlich unschlagbar.

Natürlich ist das eigentliche Highlight hier aber der Strand. Ziemlich menschenleer. Nur ein paar harte Surfbeginner versuchen Ihr Glück in den Wellen im dicken Neo bei ca. 10 Grad. Langer Strand mit dunklem Sand, soweit das Auge reicht.

Bridal Veil Falls bei Raglan

Die Bridal Veil Falls sind ein 55m hoher Wasserfall am Pakoka River. Einige andere Reisende hatten uns gesagt, es soll der schöneste Wasserfall nicht nur der Nordinsel, sonder auch von ganz Neuseeland sein. Hier hieß es einfach noch einmal die Natur und Ruhe genießen, bevor uns der Weg zurück Richtung Auckland führte. Ruhe, Treppen zum Fuße des Wasserfalls und wie der Name schon sagt, Wasser, Wasser, Wasser. Richtig schön halt und so haben wir uns viel Zeit genommen und uns über die Nebensaison gefreut.

On the road – Natur und Hunger

Zwischen den verschiedenen Orten haben wir diverse Kilometer auf der Straße verbracht. Dabei sind wir ab und an bewusst von den Highways oder Hauptstraßen abgefahren um mehr vom Land sehen zu können. Zwischendurch mussten wir durchaus schmunzeln, denn einige Abschnitte ähneln doch sehr einer Mischung aus Schwarzwald und Emsland zu Hause 🙂

Der Hunger will natürlich auch gestillt werden. Wir wussten, dass Essen gehen hier tendenziell teurer ist, also haben wir diverse Supermärkte angesteuert um einen Überblick zu haben. Fazit: je nach Region ist das Angebot an frischem Obst und Gemüse überschaubar, selbst in Neuseeland angebaute Dinge sind relativ teurer und die importierten Früchte und Gemüse teilweise kaum zu bezahlen (1 rote Paprika aus NZ hat uns knapp 4$=2,70€ gekostet). In einer der größeren Städte haben wir dann Pak’N’Save entdeckt – Ladenbau wie ne Metro, Angebot und Preise bei ca. Rewe/Edeka. Hier haben wir uns dann die meiste Zeit eingedeckt:-)

Mal n richtig guter Burger

Das lustigste „Touri-Ding“, was wir (auch in Ermanglung an gutem Wetter zwischendurch) gemacht haben, war ein Besuch im McDonald’s in Taupo. Das stand sogar auf ner Bucket-List auf Platz 8, die wir bei einem Hostel bekommen hatten 🙂 Neugierig und hungrig sind wir also in den Burgerschuppen, aber eigentlich mit der Einstellung „Was kann denn hier schon so anders sein, dass es sich lohnen soll?“. Drinnen erwarteten uns mehrere 2m hohe Touch Screens mit der Überschrift „Create your own Taste“. Mmhm,ok, also tatsächlich schon mal anders. Während wir uns durch die Optionen klicken, werden die Augen immer größer: Ananas-Scheiben, karamellisierte Zwiebeln, Halloumi-Käse, diverse Brotoptionen, Cafe mit Soja-Milch, … und viele weitere Dinge, die man normalerweise nicht mit diesem Laden verbindet. Das Ergebnis seht ihr hier, sogar serviert auf nem Holzbrett mit Besteck und tatsächlich – LECKER 🙂

Das wars für uns mit der Landerfahrung der Nordinsel. In Summe ein sehr entspanntes Land, super freundliche Menschen, etwas teurer als in Deutschland in einigen Dingen (wobei wir nicht sagen können, inwiefern sich das hier auch in den Gehältern widerspiegelt) und mit sehr schöner Natur, die im Sommer eine deutlich höhere Anzahl an Optionen bietet.

Mehr Fotos zur Nordinsel gibt es hier in der Gallerie zu sehen: Neuseeland Nordinsel Fotos