Peking – Sightseeing im China-Regen

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72h Peking

Nach erfolgreicher Mongoleibereisung wird es für uns jetzt wieder Zeit in die Zivilisation zurückzukehren. D.h. jederzeit verfügbares Internet, fließend Wasser, Toiletten des 21. Jahrhunderts und ganz viele Menschen. Was passt hier besser als Peking, die Stadt mit 3000jähriger Geschichte und einer Einwohnerzahl, die sich je nach Betrachtungsweise (Kernstadt vs. Randbezirke) zwischen 8 und 21 Mio. Menschen bewegt.
Unser Flug mit China Air geht am späten Nachmittag. Inclusive Flugverspätung, 3h Flugzeit sowie Zeitverschiebung kommen wir mit Dunkelheit in Peking an. Für Deutsche, Österreicher, Schweizer und viele andere EU-Ausländer besteht die Möglichkeit sich ohne Visum bis zu 72 Stunden in Peking, Chengdu, Guangzhou, Chongqing, Dalian, Shenyang und Shanghai aufhalten, wenn sie danach in ein Drittland weiterfliegen. Damit will die chinesische Regierung die Einreise für kurzfristige Besucher in den Städten erleichtern und den Tourismus fördern. Aus der Mongolei kommend und nach Dubai fliegend, also wie gemacht für uns. Einzig die Flugnummern des bereits vorab gebuchten Weiterfluges müssen wir parat haben. (Dies stellte sich ohne funktionierendes Internet an der Mirgrationskontrolle tatsächlich als Herausforderung dar – nach 30 Minuten hat es aber irgendwie geklappt).

Internet in China

Hier an dieser Stelle einmal ein kurzer Internetexkurs für alle zukünftigen China-Besucher. In einem staatlich kontrollierten Land wie China, werdet Ihr niemals allein Eure E-Mails, Internetseiten etc. lesen. Kritische Internetseiten und solche, die offensichtlich als zu westlich eingestuft sind, sind direkt geblockt. Das heißt konkret, alle Google-Anwendungen, Facebook, Youtube, Twitter, diverse Nachrichtenseiten… wir wurden irgendwann müde weitere Seiten auszuprobieren. Zudem würde ich mal behaupten, dass es durchaus Orte auf der Welt gibt, in denen die GPS Ortung wesentlich genauer ist. Die fehlenden technischen Voraussetzungen möchten wir in einem Land wie China hier einmal ausschließen. Eine Suchmaschinen-Alternative zu Google haben wir aber mit Beschreibungen durch Hände und Füße gefunden: www.baidu.com

Reise-hunter-peking chinesisches Google Baidu
Google auf Chinesisch: Baidu.com
Für die Orientierung in der Stadt hieß das also für uns: Back to the roots. Straßenkarte genommen und ab geht’s.

Flughafen Peking

Der Flughafen in Peking war so groß wie erwartet. Hier werden weltweit die zweitmeisten Passagiere (rund 83 Mio. jährlich) abgefertigt. Nachdem wir alle Einreiseformalitäten hinter uns haben (und dies dauert), begegnet uns schon direkt wieder etwas Vertrautes. Taxifahrer, die einen mit dreisten Preisforderungen willkommen heißen. Einziges Mittel hiergegen ist eine Vorabrecherche im Internet. Einheimische Währung im Flughafen gezogen und diese am besten auch direkt am ersten Kiosk Vorort klein gemacht. Somit waren wir uns sehr sicher, dass die Taxifahrt mit 150 Yuan durchaus gut bezahlt war (rund 20€). Alternative Vorschläge der Taxifahrer starteten bei 300 Yuan. Die Preisdiskussion war aber nicht die einzige Hürde. Wir hatten die Adresse unserer Unterkunft leider nur in arabischen Buchstaben – der sechste Taxi-Fahrer konnte das zwar auch nicht lesen, war aber so pfiffig ein Foto von unserem Handy zu machen, das per WhatsApp (China-Version) zu einer Freundin zu schicken, die ihm die chinesische Übersetzung zurückgeschickt hat. Top, läuft. Den Preis fix gemacht und noch geklärt, ob er Wechselgeld hat (wir hatten das Geld nicht ganz passend). 40 Minuten später ist es 00:30Uhr und wir sind an unserer Unterkunft für die nächsten 2 Tage.

Reise-hunter-peking unser Hostel im Hutong
Unsere süße Bleibe in einem Hutong Viertel

Leben im Hutong

Hotelunterkünfte in Peking sind aufgrund des touristischen Interesses absolut ausreichend vorhanden. Für unsere 2 Tages-Tour sollte es etwas Zentrales und zeitgleich auch Landestypisches sein (ein Hilton oder Sheraton gibt’s schließlich überall).
Unsere Wahl fiel auf ein kleines Hotel/Hostel in den Hutongs in Peking. Diese bilden heute die Reste der historischen Pekinger Innenstadt ab. Im Zuge der rasanten Modernisierung von Peking werden Hutongs jedoch nach und nach abgerissen und durch moderne Wohnhäuser, in der Regel Hochhäuser mit zwanzig und mehr Stockwerken, ersetzt. Somit wollten wir die Chance noch einmal nutzen. Insgesamt ein sehr süßes und ruhiges Zimmer. Die ganze Nachbarschaft wirkt wie eine kleine Sub-Welt innerhalb von Peking. Nachdem wir zwei Mal rechts-links abgebogen sind, fühlen wir uns wie in einem kleinen Dorf und wir haben nicht mehr den Eindruck, dass wir mitten in dieser Millionen-Stadt sind. Kleine Gassen, viele öffentliche Toiletten (die alten Häuser scheinen keinen eigenen Abwasseranschluss zu haben), Menschen die um Tische sitzen und Karten oder eine Art Majong spielen. Ich muss grinsen – das kennen wir ja nur vom Computer (das mit den kleinen bunten Steinen, bei dem man immer zwei gleiche finden muss, die sich dann auflösen).

Reise-hunter-peking-restaurant im Huntong
Eingang zum community center im Hutong
Reise-hunter-peking-hutong Majong spielen
Die Menschen sitzen zusammen auf der Straße und spielen Karten oder sowas wie Majong

Regenzeit in Peking

Hygienisch wieder in der richtigen Welt angekommen, sind wir am nächsten Morgen bereit, die Innenstadt und somit die Verbotene Stadt zu erkunden. Das Einzige, was uns hieran jedoch vorerst hindern soll, sind die extremen Regenfälle. Wir hatten uns während unserer Reise immer schon gefragt, was unsere Wetter-App mit der jeweiligen Regenwahrscheinlichkeit meint. Für Peking bedeuteten 100%!!! jedenfalls nicht, dass es mit 100% Wahrscheinlichkeit regnet, sondern, dass es 100% des Tages regnet. Somit probieren wir bewaffnet mit Winter-Wander-Regenboots, Regenjacken Schirm, und Papierstraßenkarten (durchaus eine Herausforderung bei dem Regen) unser Glück.
Insgesamt lässt sich der Tag so zusammenfassen: Regen-Metro-Regen-Metro-Mall / Essen-Regen-Metro-Reeegen. Zumindest wissen wir jetzt, wieviel Wasser unsere Winter-Leder-Schuhe aufsaugen können und, dass es mehrere Tage und viel Zeitungspapier braucht, damit sie wieder trocknen :-).

Reise-hunter-peking im Regen Elektroroller
Regenzeit in Peking – alle Elektroroller sind geparkt
Reise-hunter-peking Himmlischer Tempel
Mehr Regen im Himmels-Tempel – wir stellen uns mal wieder unter und warten auf die nächste Regen-Pause

Himmels-Tempel

Am ersten Tag haben wir trotz des Regens aber noch eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt mitgenommen: die Anlage um den Himmels-Tempel. In den Nieselregenphasen sind wir dann von Dach zu Dach marschiert und konnten erahnen, wie schön das alles sein muss, wenn das Wetter ein wenig mehr mitpielt. Beeindruckend zu wissen, dass die bunten Tempel schon ca. 600 Jahren stehen. In den Tempeln wurde für eine gute Ernte im Kaiserreich gebetet, außerdem steht er für die Beziehung zwischen Himmel und Erde und somit für die Verbindung zwischen menschlicher und himmlischer Welt. Hier ein paar Eindrücke:

Reise-hunter-peking Himmlischer Tempel Eingangstor Judith
Eines der Eingangstore
Reise-hunter-peking Himmlischer Tempel Turm Daniel
Das ist der Tempel, in dem gebetet wurde
Reise-hunter-peking Himmlischer Tempel Drachen
Und überall viele wunderschöne Verzierungen – Drachen natürlich immer dabei

Sight-Seeing 2. Versuch

Das Blöde an solchen Kurztrips ist leider, dass man auf Einflüsse wie Flugverspätungen, Wetterkapriolen oder Krankheiten nur unzureichend reagieren kann. Somit ist unser 2. Sight-Seeing Versuch aufgrund des gebuchten Weiterflugs auch direkt der Letzte. Nach der verbotenen Stadt (welche wir ja fast nur aus dem Metroausgang gesehen haben) wollten wir heute unser Glück bei der chinesischen Mauer in Badaling versuchen. 25 Minuten Metrofahrt und im Anschluss noch einmal eine gute Stunde mit dem öffentlichen Bus. Den allgemeinen Hinweis, dass man früh dort sein soll, um den Schlangen am Busbahnhof vorzubeugen, ignorieren wir einfach mal. Gegen 12 Uhr mittags soll es schon nicht mehr so voll sein. Ist ja außerdem auch Regenzeit.
War es dann auch wirklich nicht. Dies hatte allerdings einen anderen Grund. Der letzte Bus ging um 12:30 Uhr von dort, wir waren gegen 12:35 Uhr da. Irgendwie hatten wir das Gefühl, dass die Sehenswürdigkeiten nicht wollen, dass wir sie besuchen.
Aufgrund des starken Regens am Vortag, hatten wir ja aber noch einige Sehenswürdigkeiten in der Stadt selber übrig. Also, zurück in die Metro und ab Richtung Stadtkern.

Reise-hunter-peking harmonious Beijing safe traffic
Auf dem Weg zurück zur Metro sehen wir den netten Versuch, das Verkehrschaos der Stadt etwas einzudämmen: Harmonious Beijing-Safe Traffic – sehr süß

Die verbotene Stadt – 2. Versuch

Dort lebten und regierten bis zur Revolution 1911 die chinesischen Kaiser der Dynastien Ming und Qing. Der einfachen Bevölkerung war der Zutritt verwehrt – was den Namen Verbotene Stadt erklärt. Das Areal selbst ist riesig und komplett von Mauern umgeben. Der Südeingang dient als Einlass, der Nordausgang als Ausgang. Dies erklärt sich wohl durch die extremen Touristenströme, die sich hier durch die Sehenswürdigkeiten quetschen.
Angekommen am Südtor gönnen wir uns erstmal eine kleine Pause und beobachten Menschen, aber auch die Militärakademie hinter uns. Sehr interessant und irgendwie fremd. Wir werden auch beobachtet – immer wieder blicken uns freundlich neugierige Augen an und Kinder verstecken sich „ertappt“ hinter ihren Müttern, wenn wir erkennen, dass sie unser für sie fremdes Aussehen begutachten. Daniel ist eben unfassbar groß und ich habe blonde Haare. Eine Mutter schickt ihre beiden Töchter zu mir und fragt in gebrochenem Englisch, ob sie ein Foto mit den Mädels und mir machen darf. Ich nicke lachend und wir machen ein kleines Fotoshooting. Bestimmt zeigt sie die Bilder ihren Freunden und sagt so was wie: „Guckt mal wie krass blonde Haare die hat“ 🙂

Reise-Hunter-Peking Verbotene Stadt Militärparade2
Verbotene Stadt Militärparade auf dem Vorplatz
Gegen 15 Uhr entschließen wir uns dann zum Ticketschalter zu gehen, um endlich Pekings größte Sehenswürdigkeit zu bewundern. Erfreulicher Weise ist es am Ticketschalter auch leer. Sehr leer. Menschleer. Wohl die einzige Stelle in diesem Komplex ohne Menschen. Nach kurzer Rückfrage im Souvenirshop nebenan dann die Gewissheit: „Tickets are sold out“
Die Tickets sind ausverkauft??? Was gibt’s denn stattdessen, noch etwas Sommerpalast, Mauer oder darf‘s doch etwas Eifelturm sein?
Die Stimmung schwankt zwischen frustriert und „wir lachen uns schlapp über die Situation“ und wir machen uns mit unserer Kamera auf die Suche nach ein paar kostenlosen Schnappschüssen, was uns auch noch ganz gut gelungen ist.
Hier mal ein paar Impressionen unserer kostenlosen, führerlosen Erkundung der verbotenen Stadt (angesichts dieses Malheurs macht der Name auch irgendwie wieder Sinn)
Reise-Hunter-Peking wir am ticket office der verbotenen Stadt
Der Beweis – wir waren wirklich da -ticket office der verbotenen Stadt
Reise-hunter-peking-verbotene Stadt Map
So riesig ist das ganze Gelände der verbotene Stadt – kein Wunder, dass man mehrere Stunden dafür benötigt – wenn man halt drin ist
Reise Hunter Peking Verbotene Stadt Tempel
Einen Blick erhascht auf einen der vielen Tempel

Essen im Hutong

Unsere letzten Stunden bis zum Abflug um 01:30 Uhr (das Hostel war so nett, unser Gepäck den ganzen Tag über unterzustellen) verbringen wir dann in unserem Hutong (also der Nachbarschaft). Hier gibt es die Möglichkeit günstiges, traditionelles Essen auszuprobieren. Von Nudelgerichten über eingelegte Erdnüsse und frittierte Kartoffeln (welche allerdings aussehen wie Glasnudeln) bis hin zu….na ja….von den Fröschen und sonstigen Dingen haben wir dann mal Abstand genommen. Hier aber trotzdem mal ein paar kleine chinesische Essenseindrücke.

Reise-hunter-peking-hutong Essen
frittierte und sehr scharfe Kartoffeln mit Koriander – komplett mit Stäbchen gegessen
Reise-hunter-peking top Essen
Großartiger Mix aus verschiedensten Köstlichkeiten
2 Tage sind dann rückblickend für eine so riesige Stadt wie Peking natürlich zu wenig, für einen ersten kleinen Einblick hat es dann aber doch ausgereicht. Da der Weg von Ulaan Batar nach Dubai sowieso über Peking geführt hätte, ein durchaus lohnenswerter Zwischenstopp. Wir verabschieden uns von Peking mit einem 3,5h Anstehmarathon an diversen Sicherheits-, Migrations- und Eincheckschlangen am Flughafen (Vollbeschäftigung muss ja auch irgendwie erreicht werden) und freuen uns auf die letzten 5 Tage Erholung in Dubai.

Alle Fotos unseres Stop-Overs in Peking, gibt es hier in der Galerie anzusehen: Peking Fotos

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