Big 5 der Mongolei und unendliche Weiten

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Nachdem wir euch in Teil 1 gedanklich schon mitgenommen haben in die Mongolei, geht es hier nun weiter mit den Sehenswürdigkeiten, die wir besucht haben auf unserer 16-tägigen Rundreise zu denen definitiv auch die Big 5 der Mongolei gehören – ihr könnt ja schon mal raten, wer alles dazu gehört. Den ersten Fuss auf mongolischen Boden gesetzt haben wir am 3. Juli spät abends in der Hautpstadt. Am gleichen Flughafen finden wir uns am Ende dieses Berichtes wieder, 16 Tage später am 19. Juli, nach 3 Tagen ohne Dusche, aber unfassbar ausgeschlafen und irgendwie entspannt. Außerdem auch voller Vorfreude auf Obst und Salat 🙂

Wüste Gobi – Die größte Sanddüne der Welt

Eines unserer Highlights in der Mongolei war ohne Frage die Wüste Gobi. Sie ist die nördlichste Wüste der Welt und somit extremen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Absolute Hitze an Sommertagen und extreme Kälte im Winter. Unsere erste Vorstellung der „Wüste“ Gobi war analog zur Sahara. Sand, Sand und Sand. Hier wurden wir schnell eines Besseren belehrt, denn nur etwas 3% der riesigen Wüste (gelegen in der Südmongolei und Nordchina) bestehen aus Sand. Der Rest ist eher eine Geröll- und Schuttwüste. Extreme Lebensbedingungen und wir ziehen jetzt schon unseren Hut vor den Menschen, die dies das ganze Jahr und ihr Leben lang aushalten. Wir haben 3 Tage in und um Gobi erlebt und die zweite Nacht dort hat unsere persönlichen Grenzen bei Hitze mit Tausenden Mücken und ohne Duschen deutlich erweitert. Aber an unserem Ankunftstag dürfen wir etwas Seltenes erleben:
Regen. In der steinigen Wüstenlandschaft. Sanjaa, unser Fahrer schaltet zum ersten Mal die Scheibenwischer ein; der Regen wird stärker, schnell bilden sich Pfützen. Nach ein paar Minuten passieren wir ein kleines Nomaden Dorf, sehr langsam aufgrund der vielen Schlaglöcher, die mit Wasser gefüllt nicht erahnen lassen, wie tief sie sind. Und was passiert draußen, außerhalb unseres Autos: Während in Deutschland alle schnell nach Regenschirmen und Unterschlupf suchen bei Nässe von oben, kommen die Menschen hier aus ihren Jurten heraus ins Freie und freuen sich wie kleine Kinder über das Nass. Ein paar Mogolen holen schnell Seife und duschen im Regen – ein herrlicher Anblick 🙂

Reise Hunter Mongolei duschen im Regen
Duschen im Regen
Wir fahren weiter und schon eine Viertelstunde später ist der nasse Segen vorbei und wir sind wieder voll konzentriert auf das eigentliche Ziel unserer heutigen Etappe:
die 3% Sandflächen der Gobi – die wollen wir uns auf keinen Fall entgehen lassen und so geht es in den Abendstunden zu einer der größten Dünen der Welt, zur Khongoryn Els. 100 km lang und bis zu 300 Meter hoch! Bogi fragt: wollt ihr nach oben? Natürlich wollen wir.
Auf- und Abstieg sind Fuß. Hoch brauchen wir eine knappe halbe Stunde – barfuß die riesige Düne hinauf stapfend – anstrengend, aber herrlich. Und oben angekommen entschädigt die Aussicht für alles. Wir laufen auf dem Kamm der Düne ein Stück weiter nach rechts und suchen uns unseren eigenen kleinen Abschnitt. Als der Wind anzieht und in einen kleinen Sandsturm übergeht, machen wir uns auf den Weg runter – mit Anlauf bergrunter hinterlassen wir unsere eigene Spur – zumindest so lange, bis der Wind sie wieder verweht. Hier ein paar Bilder von der atemberaubenden Landschaft und der Aussicht.
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Blick ins Grün
Reise Hunter Mongolei Sanddüne6
Fast geschafft
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Einfach nur Weite – lasst uns die Wüste durchkämmen 🙂
Reise Hunter Mongolei Sanddüne18
Auf dem Weg zu unserem eigenen kleinen Kamm

Felsen über Felsen soweit das Auge reicht

Ebenfalls in der Gobi, aber etwas nördlicher als die Sanddüne halten wir an der White Stupa oder in mongolisch, der Tsagaan Suvarga. Ich weiß gar nicht, wie genau ich diese Landschaft beschreiben soll. Eine Mischung aus Mondlandschaft, aber farbenfroh mit Weiß als Grundton liegt die Stupa dort und es scheint, als ob im Laufe der Jahrhunderte riesige Felsen aufeinander getürmt wurden, die dann etwas verrutscht sind, mal abgesackt, mal scheinbar etwas verflossen, sodass sich verschiedenen Ebenen gebildet haben. Schweift der Blick etwas weiter in die Ferne, ist am Horizont wieder ein Grass-Streifen zu erkennen, aber nicht so ein sattes Wiesengrün, sondern eher ein Steppenlandschafts-Grün. Wir klettern eine Weile in den Felsen herum und genießen die Aussicht. Irgendwie kann man sich an der Weite gar nicht satt sehen.

Reise Hunter Mongolei Fels
White Stupa Felsen
Reise Hunter Mongolei Fels4
So weit das Auge reicht
Ein paar Meter weiter zeigt uns Bogi, unser guide, eine kleine Höhle im Fels und fragt: wollt ihr rein? Daniel verzichtet, ich sage vorschnell „Klar“. Nach 2 Metern merke ich, dass das tatsächlich nichts für Menschen mit Platzangst ist: um in das kleine kugelförmige Ende der Höhle zu kommen, muss ich mich im Liegestütz ein paar Meter vorwärts robben bis ich wieder stehen kann. Eine angenehme Abkühlung, da draußen um die 35 Grad sind heute. Wir leuchten mit Taschenlampen einmal die kleine Höhle ab und ich entdecke Geldscheine in den Ritzen. Meinen fragenden Blick beantwortet Bogi mit: es geht den Menschen hier immer um ein Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen – sie geben der Natur etwas und erhoffen dafür einen Wunsch erfüllt zu bekommen; eine gute Ernte, gesundes Vieh, was auch immer wichtig ist. So ist das hier irgendwie immer Teil der Religion, egal ob die Menschen eher buddhistisch, schamanistisch oder auch atheistisch orientiert sind. Hier ein kleiner Blick in „meine“ Höhle:
Reise Hunter Mongolei Höhle3
Blick in die Höhle
Reise Hunter Mongolei Höhle2
Blick aus der Höhle heraus

Kann ich mit nem Kamel bezahlen?

Zwischen den verschiedenen Stopps sind wir viel im Jeep und es ergibt sich immer Zeit zum Reden bzw. für uns zum Fragen. Sind doch wirklich viele Dinge so anders hier als wir sie bisher kennengelernt hatten. So haben wir auch etwas über das Geld hier und den Umgang mit selbigem gelernt. Wenn man sich die Währung der Mongolei, mongolischer Tugrik, so anschaut (1€ = 2.222 Tugrik), wird direkt klar, dass die Wirtschaft aufgrund der langen kommunistischen Zeiten noch ziemlich in den (sehen wir es mal positiv) „Kinderschuhen“ steckt. Durchschnittlicher Lohn in der Mongolei sind rund 300US$, der Wert eines Kamels liegt bei rund 500US$. Heißt somit auch, dass die ein oder andere Nomadenfamilie mit 2.000 Tieren durchaus wohlhabend ist. Mit Tieren bezahlt, also eher getauscht wird tatsächlich noch ab und an, meist hat aber auch das Bargeld hier Einzug gehalten. Gibt es Geldbedarf, werden einfach 2-3 Kamele oder mehrere Schafe/Ziegen verkauft. Dann kann das Geld z.B. in einen Fernseher oder eine SAT Schüssel getauscht werden 🙂 Verrückte Welt hier.
Die Mongolei selbst hingegen hat auch aufgrund von historischen und klimatischen Voraussetzungen durchaus noch wirtschaftliche Schwierigkeiten. Fertigerzeugnisse und hochwertige Maschinen etc. werden ausnahmslos aus den Nachbarländern und Europa importiert, Rohstoffe wie Kupfer exportiert. Dies spiegelt sich in einer deutlich negativen Handelsbilanz wider (97% Import). Eine weitere Folge der wirtschaftlichen Situation ist, dass vielen Mongolen Ihre Landesgrenzen noch nie überschritten haben und es vielleicht auch nie werden. Das muss man sich mal vorstellen – da die Mongolei ja mitten im Kontinent liegt, haben die Menschen auch noch nie Meer gesehen oder Strand. Für uns unvorstellbar, die wir 2,5 Autostunden von der Nordsee entfernt aufgewachsen sind.
Aus der Historie haben wir allerdings gelernt, dass dies bei den Mongolen nicht immer so war, betrachtet man einmal die historischen „Reiserrouten“ zur Zeit Dschingis Khans

Reise Hunter Mogolei Dschingis Khans Eroberungsrouten
Dschingis Khans Eroberungsrouten

Tierparade

3 Millionen Menschen und gefühlte 10.000 Millionen Tiere scheint dieses Land zu haben. Die „Big 5“ der Mongolei sind: Pferde, Kamele, Schafe, Ziegen und Kühe/Yaks. So gesehen erst mal langweilig; neben Kühen, Pferden, Schafen und Ziegen sind wir ja schließlich aufgewachsen und auch Kamele kann man im Zoo sehen.
ABER: hier kann das Tier noch Tier sein in den unendlichen Weiten des Landes. Man kann sich 80% des Landes einfach als eine riesige Weide vorstellen, innerhalb derer die Nomadenfamilien zwischendurch mit ihren kleinen Jurten Häusern als kleine weiße Punkte auftauchen. Der Hauptunterschied zu Deutschland oder Europa, neben der echten „Freilandhaltung“ ist die Anzahl der Tiere. Sieht man auf der Weide bei uns mal 6 Pferde oder 20 Schafe oder 50 Kühe, sehen wir hier in der Mongolei ein 6- bis 10-faches! der Tiere pro Herde. Wir bekommen einen Eindruck, wie die Tiere tatsächlich leben, wenn sie nicht eingesperrt sind. Es scheint alles so ursprünglich und auf das Wesentliche beschränkt.
Im Frühjahr werden die Tierbabys geboren und da es jetzt Sommer ist, laufen in jeder Herde, die wir sehen Fohlen, Zicklein, Lämmer, Baby-Yaks oder Kamelkinder mit. Das ist schon mal super niedlich an sich, aber auch der Anblick ganzer „Tierfamilien“ zusammen ist für uns ungewohnt schön. Fun-Fact: die Schafböcke haben den Sommer über so etwas wie eine Schürze um den Bauch gebunden – wir lernen, dass es das beste Stück bedeckt und somit eine Art Kondom bildet. Klingt lustig, hat aber einen ernsten Hintergrund: Lämmer, die im Sommer oder Herbst geboren werden, überleben den kalten Winter einfach nicht.
Der faszinierendste Anblick ist, grob 50-60 Tiere große Pferde-Herden in der Steppe frei rennen zu sehen. Die Mähnen werden hier nicht so kurz geschnitten wie bei uns und fliegen im Wind. Auch wenn die Tiere immer einer Familie gehören, sind sie viel wilder und ursprünglicher als in Europa.

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Pferde Herde an der Tränke
Wir wissen gar nicht mehr, wie oft wir mit dem Jeep anhalten oder im Schritttempo fahren müssen um durch ca. 400 Schafe und Ziegen zu fahren, die uns den Weg versperren. Die Frage ist: blockieren sie unsere Straße oder verscheuchen wir sie aus ihrem Wohnzimmer. Bei den vielen Strecken ohne Straße trifft wohl eher Zweites zu.
Reise Hunter Mongolei Ziegen und Schafe2
Schafe und Ziegen in der Ferne
Reise Hunter Mongolei Schafe und Ziegen3
Herden Hüten
Reise Hunter Mongolei Achtung Ziegen
Mittendrin
Weiter im Süden, in der Gobi Region, besitzen die Menschen vermehrt Kamele. Diese Tiere sind eben besser geeignet für das Wüstenklima. Wir sitzen abends vor der Jurte und auf einmal ziehen ca. 70 Kamele direkt am Camp vorbei – der Besitzer treibt sie für die Nacht wieder an einen Platz näher an seiner Jurte. Einfach surreal. Oder an der Stelle, an der wir auf einem Kamel geritten sind, hatte der Besitzer seine Tiere gerade in einer Umzäunung „geparkt“ –sie haben mit Farbe eine neue Markierung auf die Flanke bekommen – so weiß jeder, wem das Tier gehört. Da stehen dann halt auf einmal 50 Kamele auf dichtestem Raum vor dir. Das riecht man übrigens auch – Mundgeruch können die Jungs und Mädels ganz gut – einen fahren lassen auch. 🙂
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Kamele werden markiert
Reise Hunter Mongolei Zahnarztbesuch empfohlen
Daniel empfiehlt: Zahnarzt
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Kamelritt – schön schaukelig
Im Norden des Landes Richtung russische Grenze leben noch einige Familien, die Rentiere züchten. Direkt bis in die Region, in der sie wirklich leben, sind wir leider nicht gekommen. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man nur zu Pferd weiterkommt und ab dann ist es noch eine mehrtägige Reise. Aber einige Familien kommen zu den touristischen Spots in der Gegend mit ein paar Tieren. An so einer Stelle haben wir auch kurz gehalten. Ist wirklich sehr touri; super viele Mongolen fahren hier mit ihren Kindern hin und natürlich gibt es auch jede Menge Stände, an denen Schmuck, Felle etc. verkauft werden. Einen Großteil der Dinge hätten wir gar nicht durch den deutschen Zoll bekommen, daher beschränken wir uns auf einen schnellen Stopp mit ein paar Selfies mit den Rentieren. Den Selfie-Kontest hier hat definitiv Daniel gewonnen 🙂
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Gewinner-Rentier-Selfie
Reise Hunter Mongolei Rentierselfi4
Auch nicht schlecht und flauschig sind die
In der gleichen Region im Norden finden wir auch die zotteligen Yaks, die hier gemischt mit den Kühen gehalten werden. Sie sehen einfach immer so fluffig aus, besonders durch das lange Fell am Bauch, welches im Winter vor der Kälte des Schnees schützt. Hammer niedlich sind die Baby-Yaks, die auf den Wiesen zusammen spielen und richtig steil gehen.
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Yak Chef
Reise Hunter Mongolei Yakbadetag
Yak Badetag
Je nach Region gibt es auch noch diverse kleine Tiere, die alle so aussehen, wie eine Mischung aus Präriehunden, Erdmännchen und Mäusen. Flink und schwierig zu fotografieren. Ebenso wie die Murmeltiere, die wir im Khustai Nationalpark gesehen haben. Die echten Wildpferde, die eigentlich dort das Ziel waren, haben wir leider nur in der Weite mit dem Fernglas sehen können. Sind eben Wildpferde und der Nationalpark ist in erster Hinsicht für die Tiere definiert worden und nicht nach dem Erlebniswert der Besucher.
Reise Hunter Mongolei Adler
Stolze Adler gibt es auch – hier leider gefangen

Fast in Russland

Die Gegend, in der wir die längste Zeit am Stück verbracht haben, ist der riesige Khovsgol See im Norden der Mongolei. Er grenzt fast an die russische Grenze und hat eine Fluss-Verbindung zum Baikalsee in Russland. Zudem laufen in ihm alle großen Flüsse der Mongolei zusammen, er ist der zweitgrößte Frischwasser See Asiens mit einer Fläche von ca. 3.000 qkm und mit 260 Metern der tiefste See der Mongolei. Da wir über die Nadaam Feiertage dort sind, ist es recht voll mit mongolischen Touristen und wir können live miterleben, wie dort Urlaub gemacht und gefeiert wird. Erwartungsgemäß mit viel Vodka 🙂 Die meisten Familien zelten irgendwo am Ufer mit allem Sack und Pack – mit Camping Kram scheinen alle bestens ausgerüstet zu sein.

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See Panorama
Der See selber ist unfassbar klar und richtig kalt. Da das direkte Ufer bisher zum Glück nicht bebaut ist, ist alles noch so, wie es die Natur einmal erschaffen hat: mal Kieselstrand, mal direkt Büsche und Wiesen oder Sumpfgebiet. Die Weite des Sees können wir vom Ufer aus nicht erfassen und auch auf einer kleinen Bootstour nur erahnen. Schaut selber einmal:
Reise Hunter Mongolei Judith im See
Wie lange kann ich im kalten Wasser stehen?
Reise Hunter Mongolei Lake Khovsgol
Lake Khovsgol – Blick bei der Bootsfahrt
Am zweiten Tag unternehmen wir zusammen mit Bogi und einem Pferde-Guide einen 3-stündigen Reitausflug in die Berge rund um den See – auf einem halb-wilden mongolischen Pferd zu sein ist ein Erlebnis für sich, auch wenn es zu 90% der Zeit nur im Schritt Tempo vorwärts geht. Daniel hat der Tag allerdings gereicht um nachmittags breitbeinig wie ein Cowboy zu laufen 🙂 Daher bin ich am zweiten Tag alleine mit dem alten Pferde Mann die lange Tour über 5 Stunden geritten – diesmal weiter um den See und mit etwas mehr Trab-Anteil – ganz schön anstrengend, aber unbeschreiblich schön. Glücklich komme ich am späten Nachmittag wieder an unserem Camp an. Daniel hat sich in der Zwischenzeit ein Mountain-Bike ausgeliehen und die Gegend erkundet.
Reise Hunter Mongolei Ausritt5
Fertig zum Ausritt
Reise Hunter Mongolei Pferdetour4
Reitpause in den Bergen
Reise Hunter Mongolei Pferdeguide
Selfie mit dem Pferdebesitzer, mit dem ich beim zweiten Tag alleine geritten bin
Reise Hunter Mongolei Seecamp am Abend
Sonnenaufgang am See – wunderschön dort
Am letzten Abend am See zeigen wir den Mongolen was eine ordentliche Melonenbowle ist 🙂 Auf dem Camp Platz sind gerade mehrere Guides mit ihren Touren und so kommt eine lustige Truppe aus Mongolen und Touris verschiedener Nationen zusammen. Gar nicht so leicht in der Gegend einen Supermarkt zu finden und dann auch noch einen, der Wassermelonen hat – beim 4. Laden haben wir Erfolg. Vodka aufzutreiben ist um Längen leichter – wer hätte das gedacht? 🙂 Wir lernen auch noch von Bogi, dass guter Vodka, der keinen Kopf macht, nicht teuer sein muss.
Reise Hunter Mongolei Melonen Bowle
Melonen Bowle Party
Ein schöner Abschied von dem herrlichen See, bevor wir am nächsten Morgen (tasächlich ohne Kater) weiter fahren nach Murun um die Festivitäten des Nadaam Festivals anzugucken.

Nadaam Festival

Jedes Jahr grob zwischen dem 10.-18.07. findet das Festival statt, welches die höchsten mongolischen Feiertage beinhaltet (die Mongolen haben hier insgesamt 9 Tage frei). Die größten Festivitäten sind in Ulaan Bataar, aber viele Städet und Dörfer haben ihr eigenes Festival. Es hat den Ursprung wohl schon im Mittelalter; heute ist der 11.07 gleichzeitig der mongolische Unabhängigkeitstag. An diesem Fest messen sich die Mongolen in insgesamt 3 offiziellen Disziplinen

    Reiten
    Ringen
    Bogenschießen

Man geht jeweils durch viele regionale Qualifikationen, um bei den großen Spielen (ähnlich Olympia) in der Hauptstadt dabei sein zu dürfen. Die Sieger werden hier teilweise fürstlich entlohnt. Es besteht aber auch die Möglichkeit sich während des Nadaam Festes in den kleinen Städtchen zu messen. Hier finden noch kleine zusätzliche Wettbewerbe statt. Eines dieser Feste in Murun haben auch wir besucht.

Reise Hunter Mongolei Nadaam Fest Ringen
Nadaam in Murun: Ring-Kampf
Reise Hunter Mongolei Nadaam Fest Bogenschießen
Bogenschießen der Damen
Das Fest ist eine Mischung aus Sportveranstaltung und Kirmes, mit Attraktionen für Jung und Alt und natürlich auch allerlei Essensständen. Hier „duellieren“ sich die Köche faktisch, wer die besten fried Dumplings anbietet.

Neben den drei Hauptsportarten gibt es noch eine vierte Nebensportart: Ankle-Bone oder in mongolisch „Schagain Charval“, was soviel bedeutet wie „Knöchel-Schießen“. Gespielt wird tatsächlich mit echten Knöcheln von Schafen. Ein Schafs-Knöchel hat vier verschiedene Seiten, die alle für ein Tier stehen: Kamel, Pferd, Schaf und Ziege. Es gibt viele verschiedene Versionen zu spielen. Eine, bei der man die Knöchel, die mit der gleichen Seite nach oben liegen mit den Fingern aneinander schnipsen muss um sie zu sammeln haben wir auch ein paar mal abends gespielt und hatten einen riesen Spass dabei. Beim Nadam Festival wird eine andere Variante gespielt, bei der aus großer Distanz geschnippt wird. Weiter Eindrücke vom Nadaam in Murun bekommt Ihr hier:

Reise Hunter Mongolei Nadaam Ankle Bone
Nadaam Festival Ankle Bone professionell
Reise Hunter Mogolei Schafs-Knöchel-Knochen Spiel am Abend2
So sehen die Schafs-Knöchel-Knochen aus, mit denen wir auch gespielt haben
Reise Hunter Mongolei Nadaam Reiten
Die Reiter sind eingetroffen – die Jockeys sind meist Kinder

Wie schmeckt eigentlich Stutenmilch?

Tada –wir sind wieder bei unserer „Wie schmeckt eigentlich..?“ Serie. Wir lieben es, weil die Neugier mal wieder gesiegt hat 🙂 Airag ist das mongolische Nationalgetränk (neben Vodka) und besteht aus fermentierter, vergorener Stutenmilch. Der Alkoholgehalt wird mit 2-3 Promille angegeben. Rohe Stutenmilch wird aufgrund der abführenden Wirkung normalerweise nicht getrunken. Ist man es allerdings (so wie wir) nicht gewohnt, so wird ein großer Becher Airag die gleiche Wirkung haben.
Die Einheimischen in dem Lokal diesen Mittag beobachten uns amüsiert und wir können die Vorfreude auf unseren Gesichtsausdruck in ihren Gesichtern sehen als wir das Getränk probieren. Daniel nimmt einen winzigen Schluck – puh, schwierig, Judith – hier, für dich. Die Mongolen lachen. Ich fand den Geschmack ganz ok – nicht so schlimm wie erwartet. Aber mehr als ein Viertel Becher traue ich mich auch nicht zu trinken. Auch ich ernte Kichern – Bogi leert den restlichen Becher in zwei Zügen.
Der Geschmack war sehr gewöhnungsbedürftig und sauer. Etwa zu vergleichen mit Buttermilch oder Ayran, nur noch saurer. Das Getränk diente und dient den Nomaden zur Versorgung in Zeiten mit knapper Nahrung, da das Getränk sehr nährstoffreich ist. Der Kaloriengehalt ist aber auch wohl nicht zu unterschätzen, anders konnten wir uns die vor allem bei Männern vorkommende runde Bauchform nicht erklären. Hier mal ein optischer Eindruck des Nationalgetränks.

Reise Hunter Mogolei Essen Airag
So sieht der volle Becher Airag aus – auf den ersten Blick wie normale Milch
Reise Hunter Mongolei Airag Verkauf
Hier zum Beispiel kann man Airag kaufen – aus den Kanistern wird umgefüllt in das Gefäß, das man mitbringt

Wenn wir nach langen Strecken Natur wieder ein Dorf passieren

wirkt das in den ersten Sekunden surreal, aber dann sind wir schnell wieder im Bewusstsein: andere Menschen, ein paar Häuser, Motorräder und meistens ein kleiner Supermarkt und eine Tankstelle; manchmal auch ein oder zwei kleine Restaurants.

Reise Hunter Mongolei Motorad
Zum Beispiel so sieht es dann aus
Reise Hunter Mogolei Wolltransport
Hier wird Wolle transport auf dem Dach
Reise Hunter Mongolei Salbai
In vielen Teilen des Landes wächst wilder Salbei – das Fenster im Jeep runter und tief einatmen – ganze Landstriche duften nach den Kräutern
Eine Sache, die uns hier wiedeholt auffällt, ist das Verhalten der kleinen Kinder. Und wir meinen nicht die Süßigkeiten-Bettel-Blicke 🙂 Zwei Beispiele: Nach dem Supermarkt Besuch kommen wir zurück zum Auto, welches vor dem kleinen Restaurant parkt, in dem wir Mittag gegessen haben. Das kleine Kind, das uns beim Essen schon von der Seite frech angegrinst hat und von dem wir dachten, es sei ein Mädchen, kommt heraus. Es steht auf der obersten Stufe, zieht blitzschnell die Hose runter und pinkelt in hohem Bogen, die Arme lässig in die Hüften gestemmt die Treppe hinunter! War halt kein Mädchen und in seinem Tun tiefenentspannt 🙂
Ein anderer Tag, ein anderer Ort und wir suchen einen Supermarkt. Aus einem der Häuser kommen zwei Kinder, ca. 3 und 5, diesmal tatsächlich Mädchen. Die Kleine trippelt auf einmal und schaut sich suchend um. Sie läuft rechts an dem Haus vorbei aus dem sie gekommen ist, lehnt sich an die Hauswand. Freudestrahlend setzt sie einen Haufen an/vor die Wand und ruft nach Mama zum Abwischen. Wir sind deutlich irritiert, doch Bogi lacht nur und sagt, dass seine kleine Tochter das genauso macht. Wir nehmen das mal hin mit einem „Aha“ und fragen, warum den Kindern nicht beigebracht wird, die Toilette zu benutzen.“Das lernen die ja später noch früh genug“ ist die Antwort, die wir erhalten. Gut. Andere Länder, andere Sitten. 🙂
Wir können auch noch das Mysterium um die langen Haare aller Kinder lösen: egal, ob Junge oder Mädchen – den Kindern wird bis zum 3.oder 5. Lebensjahr bei Jungen oder bis zum 4.oder 6. Lebensjahr bei Mädchen das Haar nicht geschnitten. Ist dann „DER Tag“ gekommen, wird der erste Haarschnitt mit einem richtigen Fest zelebriert, bei dem alle Freunde und Verwandten kommen und dem Kind ein Geschenk mitbringen.
Reise Hunter Mongolei Kind auf Wagen
Die lieben Kleinen….

Eis im Hochsommer

Ein weiterer Stopp auf unserer Tour führt uns in den Yol Valley National Park. Hier ist die Gegend sehr bergig und die Luft ist zur Abwechselung sehr klar und frisch. Yol bedeutet auf mongolisch „Geier“ und während wir durch das Tal wandern und den Blick nach oben richten, wissen wir auch, warum. Langsam ziehen die schwarzen Vögel ihre Kreise über den Bergspitzen. Wir laufen weiter, denn der eigentliche Besuchsgrund ist tatsächlich ein Gletscher. Im Winter muss das gesamte Tal voller Schnee und Eis sein. Mitten im Hochsommer im Juli fließt ein kleiner Wasserlauf in der Mitte, der aber immerhin ein Stück weiter im Gebirge auch jetzt aus einem kleinen Gletscher entspringt. Das Blau-Weiß schimmernde Eis sieht irgendwie unwirklich aus zwischen den Felsen zumal wir mit sommerlich leichter Kleidung davor stehen. Aber so ist das Land hier nun einmal – sehr vielfältig was Landschaft, Pflanzen und Tiere angeht.

Reise Hunter Mongolei Gletscher
Im Yol Valley auf dem Weg zum Gletscher
Reise Hunter Mogolei Gletscher Selfi
Angekommen: Gletscher Selfie

Kontrastprogramm Flaming Cliffs

Ein neuer Tag, ein neues Ziel: heute geht es wieder in die Hitze. Denn die Flaming Cliffs haben ihren Namen durch die Sonnenstrahlen, die auf ihr rotes Gestein brennen und so den Eindruck eines „brennenden“ Felsen entstehen lassen.
Wir klettern aus unserem Jeep, der übrigens keine Klimaanlage hat und atmen erst mal kurz durch ob der Hitze, die uns draußen entgegen schlägt. Wir befinden uns wieder mal in einer Gegend, die kaum Vegetation vorweist und primär aus Felsen und Schutt besteht – somit auch keinerlei Schattenplätze bietet. Die Kleiderwahl fällt trotz Hitze auf halblange Shirts und Hosen wissend, dass wir mindestens eine Stunde draußen sein werden und die Sonne gegen den aufgetragenen Schutz auf der Haut gewinnen wird. Die Landschaft, durch die wir uns langsam bewegen sieht atemberaubend aus: rot-braun-orange Sandstein-Fels-Formationen in unterschiedlichen Höhen, die teilweise wie Landzungen in die Ebene stehen. So kann man sich auch vorstellen, dass hier vor Millionen von Jahren mal überall Wasser war. Davon zeugen auch noch die unterschiedlichen Farblevel der Felswände. Der Blick in die Weite lässt einen stumm werden – wie klein wir doch sind im Vergleich zu der Natur.

Reise Hunter Mongolei Bergformation16
Flaming Cliffs
Reise Hunter Mongolei Bergformation14
Wir haben den Fels erobert
Ebenfalls hier in dieser Gegend hat man in den 20er Jahren die ersten Dinosaurier Eier gefunden. Später folgten zahlreiche Knochenfunde, die auf große Dinosaurier-Vorkommen in der heutigen Mongolei schließen lassen. Ein Großteil der Funde ist heute in den USA in Museen und Unis zu Forschungszwecken. Die Mongolei versucht schon seit einiger Zeit, Teile davon wieder zurück zu bekommen – bisher leider erfolglos.
Wir „finden“ auf unserer Wanderung ebenfalls Dino-Knochen – schon verrückt: hier kann man die einfach so anfassen, da sie quasi so rumliegen – in jedem anderen Land hätte man schon einen Zaun drumzu gemacht und horrende Eintrittspreise verlangt.
Reise Hunter Mogolei Dinoknochen2
„Unser“ Dinoknochen

Ich könnte noch ewig weiterschreiben, so vielfältig, neu, anders, gewöhnungsbedürftig, wunderschön, erstaunlich und abwechslungsreich sind unsere Tage hier. Und das, obwohl wir ja eigentlich „nur“ jeden Tag im Jeep sitzen und ein neues Ziel ansteuern. Das Land überrollt uns irgendwie, aber nach und nach saugen wir alles auf, genießen mehr und mehr die Ruhe, die Weite, das Ursprüngliche, den klaren Himmel, einfach die Natur – und entspannen.

Reise Hunter Mongolei Judith reitet
Am letzten Abend sind wir wieder bei einer Familie und ich darf noch einmal Reiten gehen – mit Galopp
Reise Hunter Mongolei Weites Land
Die Aussicht von unserem letzten „Zuhause“
So entspannt sitzen wir dann auch am letzten Tag wieder am Flughafen. Nach 3 Tagen ohne Dusche und mit kaum noch sauberer Kleidung im Rucksack warten wir auf unseren Flieger nach Peking. Ich glaube, man kann uns die Entspanntheit im Gesicht ansehen:
Reise Hunter Mogolei Stinkend am Flughafen
Zwar ungeduscht, aber tiefenentspannt und neugierig auf Peking
Reise Hunter Mongolei Passstempel
Auf Wiedersehen

Die gesamte Foto-Gallerie findet ihr unter Fotos unserer Stationen in der Mongolei

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