Ein Tag am Flughafen…

Und jetzt eben schnell nach Havana – dachten wir heute Morgen.

16:50Uhr, Flughafen Cancun. Nicht, dass wir erwartet hätten, dass der Flieger von Mexiko nach Kuba pünktlich startet, aber um diese Uhrzeit hätten wir gerne schon einen leckeren Mojito in der Hand gehabt.
Kurze Rückblende: um 07:00 Uhr aufgestanden, gemütlich gepackt und die zwei gestern in einer Markthalle erworbenen Mangos gefrühstückt. Von den netten AirBnB Besitzerinnen verabschiedet und zu Fuß auf den Weg zur Bus Station in Tulum gemacht um dort pünktlich um 09:00 im Bus die Stadt zu verlassen. Bequeme Sitze, Klimaanlage und ein Film mit Drew Barrymore im Boardprogramm – viel entspannter kann der Weg zum Flughafen Cancun nicht sein. Zwei Stunden vor Abflug im richtigen Terminal angekommen…läuft bei uns.

Schnell das Gepäck abgeben und ab zum Gate…

Der Flieger nach Havana steht angeschlagen für 13:30Uhr an den Bildschirmen und wir freuen uns, dass die Schlange an der Gepäckabgabe recht überschaubar ist. Kurz wundern wir uns über die große Anzahl an Elektrogeräten, die hier anscheinend zum Handgepäck gehören. Während wir so warten mit den überwiegend kubanischen und amerikanischen Menschen um uns herum, nehmen wir plötzlich einen beeindruckenden Stapel an Kartons neben der Menschenschlange wahr. Bei genauem Hinsehen stellen wir fest, dass es sich um diverse Elektrogeräte handelt: vom Fernseher, über den PC, die dazu gehörenden Monitore und weiteres „Büroequipment“ ist alles dabei – gäbe es hier Media Markt, ich hätte geschworen, es ist ein Lagerverkauf. Woher die Sachen kommen, wissen wir natürlich nicht, wohin sie gehen sollen, erkennen wir aber nun: bei einer kubanischen Großfamilie scheint jedes Familienmitglied sein eigenes Homeoffice einrichten zu wollen; zumindest werden so die gefühlten 100 Kartons auf diverse Familienmitglieder aufgeteilt um Kosten für Übergepäck zu vermeiden. Dabei werden auch alle 6 offenen Schalter in Anspruch genommen und wir verstehen, warum die restliche Schlange sich seit gut 30 Minuten nicht voran bewegt. Daniel und ich müssen lachen – willkommen in Kuba, auch wenn wir noch nicht ganz da sind. Dann sind wir dran; Gepäck aufgegeben und schnell wird uns noch ein Visum für 20$ verkauft, welches wir anscheinend hätten vorher irgendwo kaufen müssen, egal. Ab durch die security und zum Gate – boarding in ca. 10 Minuten – top timing. Die Vorfreude auf den Mojito heute Abend steigt.

Schaffen wir das Championsleague Halbfinale?

Fragt Daniel sich gerade und fängt an zu rechnen, wann wir landen plus 1 Stunde Zeitverschiebung minus die Zeitverschiebung zu Deutschland, wo das Spiel um 20:45Uhr anfängt – Mist, das ist grob die Zeit, die wir im Flieger und am Flughafen in Havana sein werden. Doch da kommt die erste Durchsage am Gate; der Flug verspätet sich wegen Wartungsarbeiten von 13:30Uhr auf 15:00 Uhr. Wir sehen die positive Seite, setzen uns in die Sportsbar neben dem Gate, bestellen zwei Bier und schauen die erste Halbzeit Bayern-Atletico Madrid. Während wir zahlen um erneut zum Gate zu gehen, kommt die nächste Durchsage, die ich aber nicht verstehe, da es in der Bar recht laut ist. Egal, wir laufen zum neu angeschlagenen Gate, sehen unseren Flug angeschlagen, aber keine Menschen. Inzwischen zeigt die Anzeige 16:00Uhr als Abflugzeit an. Drei Gates weiter sehen wir eine Schlange von Menschen, die auch schon bei der Gepäckabgabe getroffen hatten. Also gehen wir rüber in der Annahme, das Gate habe sich einfach kurzfristig geändert. Leider werden hier nur Essensgutscheine ausgegeben, weil wir ja schon eine Weile warten mussten. Gut, dann gucken wir halt den Rest der zweiten Halbzeit und trinken noch ein Bier auf Kosten der Airline. Unsere Laune ist noch beeindruckend gut, dafür dass wir nun schon seit 5 Stunden am Flughafen sind und man uns aktuell nicht sagen kann, wann genau der Flieger denn nun geht.

Alkoholische Getränke sind nicht inbegriffen…

Dies teilt uns die freundliche Service Kraft mit als wir das Bier und einen kleinen Snack nach Ende des Fußballspiels mit dem Gutschein der Airline bezahlen wollen. Mmh na gut, stand drauf, haben wir nicht gelesen. Also nur der Snack umsonst. Leider kann der Restwert des Gutscheines auch nicht rausgegeben werden, sodass wir die ca. 20€ nur zu einem Bruchteil nutzen konnten. Während Daniel mit dem Kellner diskutiert, schiele ich auf die Anzeigentafel und lese: neue Abflugzeit 19:00 Uhr. Gut, langsam macht es keinen Spass mehr. Allerdings ist die Halbwertzeit der Information überschaubar, denn ca. 15 Minuten später heißt es: Abflug um 16:30Uhr – also in gut 30 Minuten. Wir vermuten kurz, dass der Mitarbeiter, die die Anzeigentafel mit Informationen füttert, einfach einen schlechten Humor hat.

Die Flughafenhalle leer sich

Die 16:30Uhr Uhrzeit wird natürlich nicht gehalten; von 16:55Uhr springt sie nach weiteren 15 Minuten auf 18:00Uhr. Die vierköpfige Asiaten-Gang , die ebenfalls seit heute Mittag mit uns wartet, schöpft nun aus den Vollen – neben die vier IPhones werden jetzt noch vier IPads dazu ausgepackt und die Kleingruppe sieht fast aus, als ob sie am Flughafen eine Online-Gaming-Station aufbauen will. Daniel ist in der Zwischenzeit noch einmal zum Info-Schalter gelaufen. Viel Neues gibt es nicht, aber das Wort „canceled“ sei schon gefallen. Dies sei aber noch nicht sicher. Mittlerweile ist es 17:39Uhr. Unsere Nerven und unsere Geduld werden ganz schön auf die Probe gestellt.
Nach unzähligem Hin und Her ist um 19:20Uhr dann endlich klar: heute wird nicht mehr geflogen!

Machen wir das Beste draus…

Viel Anderes bleibt uns auch nicht übrig. Nach einer weiteren guten Stunde hat die Airline es geschafft, alle Pasagiere mit den notwendigen Dokumenten zu versorgen und hat den Großteil auf die zwei Flüge morgen nach Havana verteilt. Ich benutze absichtlich nicht das Wort „organisiert“ – selbst für kubanische Verhhältnisse war das die schlechteste Organisation und Abwicklung, die ich bisher erlebt habe. Aber: wir sind auf den 13:30Uhr Flug morgen gebucht; sind im Shuttle zu einem der Hotels in der Nähe gefahren worden, hatten eine lustige Crew aus reiselustigen Menschen aus der ganzen Welt mit uns im Shuttle und haben ein All-Inklusive-Bändchen am Arm. Gemeinsam mit einem irischen Pärchen haben wir bei ein paar Bier im Hotelrestaurant gegessen und viele Reise-Geschichten ausgetauscht – die beiden sind seit Januar unterwegs um ab Juni nach Vancouver auszuwandern.
Nach einem langen Tag am und um den Flughafen geht es jetzt ins Bett. Wir hoffen, dass morgen alle versprochenen Zeiten eingehalten werden und dass wir noch den Original Mojito in Havana bekommen, auf den wir uns schon die ganze Zeit freuen.
Daniel & Judith